Als erster Preisträger wurde Michael Tomasello, der Co-Direktor des Leipziger Max-Planck-Instituts für evolutionäre Anthropologie, gekürt.
Die Begründung des Kuratoriums für den Preisträger lautet: Mit Tomasello wird ein Pionier der Philosophischen Anthropologie im 21. Jahrhundert geehrt. Er arbeitet mit differenzierten ontogenetischen Vergleichen zwischen den genetisch so nah verwandten Primatenjungen und Menschenkindern. Damit setzt er in neuer, imponierend experimenteller und interpretierender Weise die für die Philosophische Anthropologie Plessners einschlägige Forschungstradition kontrastiver Tier-/Mensch-Vergleiche fort. Er verfolgt experimentalsoziologisch die Differenz der Humanontogenese am Monopol der „Zeigegeste“ – unter den Primaten lassen sich nur Menschenkinder von Erwachsenen etwas Drittes zeigen bzw. zeigen selbst auf etwas. Diese starke Kopplung von Objektivität und Intersubjektivität ermöglicht laut Tomasello in einer evolutionsgeschichtlichen Besonderung eine „geteilte Intentionalität“, die menschliche Lebewesen (dann vor allem durch Sprache) zur Kommunikation zwecks Kooperation einsetzen. In der gegenwärtigen soziologischen und philosophischen Auseinandersetzung mit dem dominierenden Naturalismus ist wichtig, dass Tomasello lebendige Natur letztlich als Ermöglichungsstruktur der sozio-kulturellen Welt – und nicht (wie der Darwinismus) als einen Determinismus und Reduktionismus versteht.